Kernspaltung

Wir fordern den konsequenten Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kernspaltung.
Diese Technologie ist neben diversen Problemen zu teuer, könnte auch nach Lösung aller Probleme nicht nennenswert zur Energiewende beitragen und die zugänglichen Uranvorkommen neigen sich dem Ende zu.

Der vorhandene nukleare Abfall ist so einzulagern, dass er sicher rückholbar ist. Das Konzept einer Endlagerung sehen wir als nicht umsetzbar an. Negative Erfahrungen mit einer „dauerhaften“ Einlagerung zeigen, dass dies kein zuverlässiger Weg ist.

Mehr dazu in unserem aktuellen Wahlprogramm.

Typische Fragen und Antworten

Hier gehen wir auf einige Narrative ein, die immer wieder in Medien kolportiert werden und uns als Fragen erreichen.

F: „Ist Kernspaltung zumindest in neueren Reaktoren nicht wirtschaftlicher?“
A: Kernspaltung bleibt die teuerste Art der Energieversorgung.

Es folgt eine Übersicht zur Wirtschaftlichkeit einiger im Bau befindlicher Reaktoren. Noch nicht berücksichtigtsind  u.a. Kosten für Entsorgung der Abfälle, künftigen Rückbau, Versicherungsrisiken (nicht versicherbar):

  • Der Bau von Hinkley Point C wurde erst begonnen, nachdem für 30 Jahre ein Strompreis von ca. 13 ct/kWh (plus Inflationsausgleich) garantiert wurde.
  • Flamanville und Oilkiluoto haben Bauverzögerungen und Kostensteigerungen, gegen die der BER pünktlich und im Budget war:
    • Flamanville Block 3: Geplant 3,3 Mrd. €, 2012 Fertigstellung, aktuell 19,1 Mrd. €
    • Oilkiluoto Block 3: Geplant 3 Mrd. €, in 2015 auf mindestens 9 Mrd. € geschätzt
    • Oilkiluoto Block 4: Aufgegeben, da unklar, ob jemals Fertigstellung
  • In den USA sind alle Projekte zum Bau neuer Reaktoren aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, oder zumindest vorerst gestoppt worden, trotz vorliegender Genehmigungen.
  • Kosten für Entsorgung sind nicht kalkulierbar.

F: „Müssen wir in Zukunft durch neue Reaktortypen  (Kernspaltung) nicht umdenken?“
A: Keiner der „neuen“ Reaktoren löst die bestehenden Probleme, schafft aber teilweise neue.

  • Die propagierten „neuen“ Reaktortypen sind Ideen, die bereits in den 1950er/60er Jahren als nicht realisierbar oder nicht sinnvoll verworfen wurden.
  • Der Flüssigsalzreaktor benutzt flüssiges Natrium zur Kühlung, im praktischen Einsatz haben sich diese Kühlungen immer als problematisch erwiesen. Die möglichen Fehlermodi dieser Kühlung sind katastrophal.
  • Das trifft auch auf den Brutreaktor zu. Einschlägige Erfahrungen wurden mit dem französischen Superphoenix gesammelt, der letztlich stillgelegt wurde, weil er nicht ordentlich zu betreiben war.
  • Der Laufwellenreaktor hätte eine Energiedichte, die so hoch ist, dass es kein Material gibt, das diese Belastungen aushält.

F: „Sind neue Minireaktoren ein Game Canger?“
A: Eine ohnehin schon teure Technologie herunter zu skalieren senkt die Kosten nicht.

  • Die Komplexität bleibt gleich.
  • Sicherheitsanforderungen bleiben gleich.
  • Das Verhältnis von strukturell nicht skalierenden Kosten zu erzeugter Strommenge wird noch schlechter.
  • Eine größere Anzahl von Anlagen erhöht das Risiko von Unfällen und geht zu Lasten der Ausbildung der Bedienmannschaften.

F: „Ist Kernspaltung eine lange verfügbare Energiequelle?“
A: Nach den Zahlen der IAEA reichen die bekannten Vorräte an Uran beim aktuellen Verbrauch nur noch für ca. 40 Jahre.

  • Große neue Uranvorkommen wurden lange nicht mehr gefunden und das, obwohl Uran bei vielen anderen Mineralien „Beifang“ ist.
  • Die Menge der bekannten Vorkommen muss sogar noch relativiert werden, denn es liegt für die von der IAEA gelisteten Vorkommen keine Bewertung der Abbaubarkeit vor. Vorkommen von z.B. 1000 t Erz sind nicht sinnvoll abbaubar, da diese Menge nur für wenige Tage Bergbau reichen würde.

F: „Können neue Kernkraftwerke bei der Wende zur CO2 freien Energiewirtschaft helfen?“
Wenn alle anderen Probleme z.B. der Sicherheit, Endlager, Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit von Brennstoffen gelöst wären, so blieben immer noch u.a. folgende unlösbare Herausforderungen:

A1: Die grundsätzliche Realisierbarkeit ist nicht gegeben.

  • Nur etwa 4,9% der weltweiten Primärenergie stammen aus Kernkraftwerken.
  • Es gibt rund 440 Kernkraftwerke weltweit.
  • Es müssten also etwa 8000 neue Kernkraftwerke gebaut werden.
  • In 2020 wurden weltweit zwei neue Kernkraftwerke in Betrieb genommen und drei stillgelegt, netto ging die installierte Leistung damit um 400 MW zurück.
  • Zum Vergleich: In 2020 wurden 127 GW PV, 111 GW Wind und 20 GW Wasserkraft neu gebaut.

A2: Der Zeitrahmen wäre zu lang.

  • Wir brauchen eine Transformation weg von Fossilen in den nächsten Jahren.
  • Für Atomanlagen ist das erfahrungsgemäß nicht einmal der zeitliche Planungs- und Genehmigungsrahmen, von Bau und Betrieb ganz abgesehen.

F: „Aber hilft Kernkraft nicht als Übergangslösung, wenn wir die bestehenden Meiler am Netz lassen?“

A: Die AKW sind so geplant, dass sie Ende 2021 und 2022 abgeschaltet werden. Ein Weiterbetrieb wäre, wenn überhaupt, nur mit großem finanziellen Aufwand möglich.

  • Entsprechend sind Wartungsarbeiten und Modernisierung herunter gefahren worden.
  • Ein Weiterbetrieb wäre erst nach deutlichen Investitionen möglich und es würde damit ein eigentlich abgeschlossenes Kapitel neu aufgeschnürt werden.
  • Das ist zuvor bereits 2010/2011 geschehen und hat die Steuerzahler Milliarden gekostet, die besser in neue EE-Anlagen und Speicher investiert sind.