Wir fordern den konsequenten Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kernspaltung.
Diese Technologie ist neben diversen Problemen zu teuer, könnte auch nach Lösung aller Probleme nicht nennenswert zur Energiewende beitragen und die zugänglichen Uranvorkommen neigen sich dem Ende zu.
Der vorhandene nukleare Abfall ist so einzulagern, dass er sicher rückholbar ist. Das Konzept einer Endlagerung sehen wir als nicht umsetzbar an. Negative Erfahrungen mit einer „dauerhaften“ Einlagerung zeigen, dass dies kein zuverlässiger Weg ist.
Mehr dazu in unserem aktuellen Wahlprogramm.
Typische Fragen und Antworten
Hier gehen wir auf einige Narrative ein, die immer wieder in Medien kolportiert werden und uns als Fragen erreichen.
F: „Ist Kernspaltung zumindest in neueren Reaktoren nicht wirtschaftlicher?“
A: Kernspaltung bleibt die teuerste Art der Energieversorgung.
Es folgt eine Übersicht zur Wirtschaftlichkeit einiger im Bau befindlicher Reaktoren. Noch nicht berücksichtigtsind u.a. Kosten für Entsorgung der Abfälle, künftigen Rückbau, Versicherungsrisiken (nicht versicherbar):
- Der Bau von Hinkley Point C wurde erst begonnen, nachdem für 30 Jahre ein Strompreis von ca. 13 ct/kWh (plus Inflationsausgleich) garantiert wurde. Geplant waren Baukosten von ca. 19 Mrd € für zwei Reaktoren des Typs EPR. Mittlerweile sind die Baukosten auf 53 Mrd € angestiegen, einer der Hauptinvestoren ist aus dem Projekt ausgestiegen. Der zugesicherte Strompreis wird nicht mehr ausreichen, da alleine 10 ct/kWh reine Baukosten auf jede Kilowattstunde kommen, die das Kraftwerk in 20 Jahren erzeugen könnte.
- Flamanville und Oilkiluoto haben Bauverzögerungen und Kostensteigerungen, gegen die der BER pünktlich und im Budget war:
- Flamanville Block 3: Geplant 3,3 Mrd. € und 2012 Fertigstellung, aktuell sind es über 20 Mrd € und im Oktober 2024 läuft der Reaktor immer noch nicht rund.
- Oilkiluoto Block 3: Geplant 3 Mrd. €, in 2015 auf mindestens 9 Mrd. € geschätzt, tatsächlich werden es über 11 Mrd € geworden sein, das Kraftwerk läuft seit 2023 stotternd mit mehreren Störungen und es wird kaum benötigt, da im Finnischen Netz viel EE verfügbar sind.
- Oilkiluoto Block 4: Aufgegeben, da unklar, ob jemals Fertigstellung
- In den USA sind alle Projekte zum Bau neuer Reaktoren aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben worden, trotz vorliegender Genehmigungen. Die letzten fertiggestellten Reaktoren waren Vogtle 3 (2023) und 4 (2024). Statt geplanter 14 Mrd US$ hat der Bau 35 Mrd US$ gekostet. Die resultierenden Stromgestehungskosten liegen bei rund 17 ct/kWh
- Kosten für Entsorgung sind nicht kalkulierbar.
F: „Müssen wir in Zukunft durch neue Reaktortypen (Kernspaltung) nicht umdenken?“
A: Keiner der „neuen“ Reaktoren löst die bestehenden Probleme, schafft aber teilweise neue.
- Der Flüssigsalzreaktor benutzt flüssiges Natrium zur Kühlung, im praktischen Einsatz haben sich diese Kühlungen immer als problematisch erwiesen. Die möglichen Fehlermodi dieser Kühlung sind katastrophal.
- Das trifft auch auf den Brutreaktor zu. Einschlägige Erfahrungen wurden mit dem französischen Superphoenix gesammelt, der letztlich stillgelegt wurde, weil er nicht ordentlich zu betreiben war.
- Der Laufwellenreaktor hätte eine Energiedichte, die so hoch ist, dass es kein Material gibt, das diese Belastungen aushält.
F: „Sind neue Minireaktoren ein Game Canger?“
A: Eine ohnehin schon teure Technologie herunter zu skalieren senkt die Kosten nicht.
- Die Komplexität bleibt gleich.
- Sicherheitsanforderungen bleiben gleich.
- Das Verhältnis von strukturell nicht skalierenden Kosten zu erzeugter Strommenge wird noch schlechter.
- Eine größere Anzahl von Anlagen erhöht das Risiko von Unfällen und geht zu Lasten der Ausbildung der Bedienmannschaften.
- Ein kleinerer Reaktor ist weniger effizient und verbraucht mehr Uran. Dazu muss das Uran auch höher angereichert werden, als für konventionelle Reaktoren, was wiederum die Kosten erhöht.
F: „Ist Kernspaltung eine lange verfügbare Energiequelle?“
A: Nach den Zahlen der IAEA reichen die bekannten Vorräte an Uran beim aktuellen Verbrauch nur noch für ca. 40 Jahre.
- Große neue Uranvorkommen wurden lange nicht mehr gefunden und das, obwohl Uran bei vielen anderen Mineralien „Beifang“ ist.
- Die Menge der bekannten Vorkommen muss sogar noch relativiert werden, denn es liegt für die von der IAEA gelisteten Vorkommen keine Bewertung der Abbaubarkeit vor. Vorkommen von z.B. 1000 t Erz sind nicht sinnvoll abbaubar, da diese Menge nur für wenige Tage Bergbau reichen würde.
F: „Können neue Kernkraftwerke bei der Wende zur CO2 freien Energiewirtschaft helfen?“
Wenn alle anderen Probleme z.B. der Sicherheit, Endlager, Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit von Brennstoffen gelöst wären, so blieben immer noch u.a. folgende unlösbare Herausforderungen:
A1: Die grundsätzliche Realisierbarkeit ist nicht gegeben.
- Nur etwa 4,9% der weltweiten Primärenergie stammen aus Kernkraftwerken.
- Es gibt rund 440 Kernkraftwerke weltweit.
- Es müssten also etwa 8000 neue Kernkraftwerke gebaut werden.
- In 2020 wurden weltweit zwei neue Kernkraftwerke in Betrieb genommen und drei stillgelegt, netto ging die installierte Leistung damit um 400 MW zurück.
- Zum Vergleich: In 2020 wurden 127 GW PV, 111 GW Wind und 20 GW Wasserkraft neu gebaut.
A2: Der Zeitrahmen wäre zu lang.
- Wir brauchen eine Transformation weg von Fossilen in den nächsten Jahren.
- Für Atomanlagen ist das erfahrungsgemäß nicht einmal der zeitliche Planungs- und Genehmigungsrahmen, von Bau und Betrieb ganz abgesehen.
F: „Aber hilft Kernkraft nicht als Übergangslösung, wenn wir die bestehenden Meiler wieder ins Netz holen?“
A1: Die AKW waren so geplant, dass sie Ende 2021 und 2022 abgeschaltet werden. Eine Wiederinbetriebnahme wäre, wenn überhaupt, nur mit sehr großem finanziellen Aufwand möglich.
- Wartungsarbeiten und Modernisierung sind herunter gefahren worden.
- Ein Wiederbetrieb wäre erst nach deutlichen Investitionen möglich und es würde damit ein eigentlich abgeschlossenes Kapitel neu aufgeschnürt werden.
- Das ist zuvor bereits 2010/2011 geschehen und hat die Steuerzahler Milliarden gekostet, die besser in neue EE-Anlagen und Speicher investiert sind.
- Die Bedienmannschaften sind nicht mehr vorhanden, die Leute sind entweder in anderen Aufgaben, oder im Ruhestand.
A2: Die AKW würden im Netz stören und nicht nutzen.
- Seit der Abschaltung hat es dadurch keine Probleme im Netz gegeben, die Zuverlässigkeit ist unvermindert hoch.
- Nicht nur die Summe der Kraftwerksleistung ist wichtig, der Strom muss auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das Kraftwerk Emsland beispielsweise befindet sich in einem Windkraftgebiet und hat für Abregelung von Windstrom gesorgt.
- Die Verstromung von Kohle ist seit der Abschaltung gesunken, auch das ist ein Effekt, der durch den Wegfall von schlecht regelbaren Grundlastkraftwerken unterstützt wird.