Allgemein Energiewende

DIE GRÜNEN – größte Gefahr für die Energiewende?

Ralf Engelmann

Die Energiewende ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen und die Diskussionen darum werden zunehmend populistischer geführt. Während sich erwartbare Kräfte wie Konservative und Wirtschaftsverbände oftmals gegen Klimaschutzziele stellen, kommt die größte Gefahr für eine erfolgreiche Energiewende aktuell von einer unerwarteten Seite: Den Grünen in der Bundesregierung.

Die Grünen tragen mit ihrem teils fahrigen und ideologisch geprägten Kurs, der oft auch noch durch Lobbyismus aus der fossilen Wirtschaft beeinflusst wird, mehr zur Verunsicherung in der Bevölkerung bei, als dies ihre erklärten Gegner je könnten. Durch dogmatische Ansichten, mangelnde Kompetenz in der praktischen Umsetzung und eine Arroganz gegenüber wissenschaftlichen Fakten provozieren die Grünen genau das, was sie eigentlich verhindern wollen: Eine Akzeptanzkrise für die Technologien der Energiewende.

Neuester Tabubruch: Verpressung von CO2

Die Vorstellung der Gesetzesänderung für das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) durch Minister Habeck ist etwa so, als wenn die Piraten ein Gesetz zur Ermöglichung der Vorratsdatenspeicherung vorlegen würden: Ein kompletter Bruch mit den eigenen Grundwerten. Hier soll das sogenannte CCS (Carbon Capturing and Sequestering, also CO2 auffangen und „weg“speichern) ermöglicht werden, also die risikoreiche Verpressung von CO2 in den Boden, die zudem eine Fortsetzung der Nutzung fossiler Energieträger sichert. Von der Bundesebeneist die Einlagerung von CO2 im Meeresboden vorgesehen, den Ländern wird die Möglichkeit gegeben, selber zu entscheiden, ob sie das an Land ebenfalls zulassen wollen.

Dabei sollen vordergründig Prozesse entlastet werden, bei denen der CO2 Ausstoß nicht zu vermeiden ist. Aber im Gesetzentwurf wird nur CO2 aus der Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung vom CCS ausgeschlossen. Also sollen hier auch Gaskraftwerke eingeschlossen werden und die Stahlverhüttung, die die Kohle für die chemische Reaktion zur Herstellung von Eisen nutzt. Es wird also die Nutzung fossiler Energieträger verlängert und eine immens aufwändige Infrastruktur geschaffen, die dann auf Jahrzehnte Bestand haben wird.

Fehlgeleitete Fokussierung auf Wasserstoff

Ein Paradebeispiel ist die große Aufmerksamkeit und finanzielle Förderung, die den ineffizienten Wasserstofftechnologien zuteil wird. Hier wird komplett ignoriert, dass die Grenzen und Probleme von Wasserstoff physikalisch gegeben und damit nicht überwindbar sind. Anstatt sich auf die deutlich effizienteren Ansätze von z.B. Batteriespeichern und direkter Elektrifizierung zu konzentrieren, wird die Illusion aufrechterhalten, Wasserstoff könne zur Lösung aller Energieprobleme werden. Wissenschaftliche Studien haben jedoch vielfach dargelegt, dass Wasserstoff nur in wenigen Anwendungen und kleinen Nischen wirklich sinnvoll ist – die Grünen ignorieren dies schlichtweg und sprechen sogar davon, mit Wasserstoff zu heizen: Eine völlig unnötige Energieverschwendung, die nur fossilen Konzernen hilft, ihr Geschäftsmodell weiter in die Zukunft zu schleppen.

Für das gehypte Wasserstoffkernnetz wurde von der Bundesregierung die Zusage gemacht, bis 2055 die Netzentgelte zu stützen, damit die frühen Nutzer nicht die hohen Initialkosten tragen müssen. Mittlerweile ist klar, dass dieses Kernnetz mindestens doppelt so groß wie nötig geplant ist, eher wahrscheinlich ist sogar, dass die benötigte Größe bei Null liegt. Es ist wirtschaftlicher, den Wasserstoff da zu erzeugen, wo er benötigt wird und den Strom dort hin zu transportieren, wofür es bereits ein Netz gibt und das wesentlich effizienter ist als Wasserstoff zu transportieren.

Vorrangig sollte sein, den aus fossilen Rohstoffen gewonnen Wasserstoff z.B. für die chemische Industrie durch grünen Wasserstoff zu ersetzen, statt diesen in ineffizienten Anwendungen zu verschwenden.

Verbotsfantasien statt Pragmatismus

Hektisch geführte Debatten wie um das Heizungsgesetz sind weitere Beispiele für den realitätsfernen Kurs, der in der Bevölkerung große Verunsicherung stiftet. Durch unnötige Verbotsfantasien für Technologien, ohne ausreichende Vorlaufzeiten und Alternativen zu schaffen, schüren die Grünen Ängste vor immensen Kosten der Energiewende und der eigenen sozialen Schieflage. Völlig versäumt wurde es in dieser komplett unsachlichen Diskussion klar zu kommunizieren, dass fossile Heizungen eine Kostenfalle für die Bürger sind und auch hier wurde Wasserstoff wieder bemüht um ein Luftschloss aufzubauen, das weder umsetzbar noch bezahlbar wird.

Eine komplette Abkehr von fossilen Brennstoffen und der Hinwendung zu erneuerbaren Energien und effizienten Speichertechniken ist absolut notwendig. Sowohl für den Klimaschutz, als auch aus Kostengründen und für die Versorgungssicherheit. Entscheidend dafür ist aber eine fundierte, evidenzbasierte und vor allem mit ausreichendem Pragmatismus umgesetzte Energiepolitik. Es reicht nicht, dass etwas grün erscheint oder grün lackiert wird, es muss tatsächlich sauber sein, technisch sinnvoll und wirtschaftlich tragfähig.

Falsche Netzplanungen und Geldverschwendung

Weitreichende Planungen, etwa beim dringend notwendigen Aus- und Umbau der Netze für ein dezentral organisiertes Energiesystem, sind bei der Bundesregierung um Minister Habeck und Umweltministerin Lemke völlig abwesend. Das Narrativ man müsse noch die letzte Kilowattstunde quer durch Europa transportieren können, wird bedient, ohne jemals zu hinterfragen was das kostet und welchen Sinn es überhaupt macht.

Nicht nur weitreichende Planungen für den richtigen Netzumbau und -ausbau fehlen bislang, sondern auch das Verständnis für die tatsächlich notwendigen Schritte. Anstatt auf einen zentralistischen Ausbau teurer Überlandleitungen zur Verteilung der erneuerbaren Energien zu setzen, braucht es vielmehr eine Fokussierung in die Ertüchtigung der lokalen Verteilnetze.

Die geplanten Stromtrassen für über 300 Mrd. € helfen bei der Energiewende nicht, denn sie können weder Strom speichern, noch können sie Strom transportieren, wenn keiner verfügbar ist.

Ebenfalls völlig sinnlos sind die geplanten 10 GW neuer Garkraftwerke, die „wasserstoff-ready“ sein sollen. Weder gibt es Gaskraftwerke die wahlweise mit Erdgas oder Wasserstoff laufen können, noch ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit ausreichen grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen kann. Blauer Wasserstoff, also aus Erdgas gewonnener, bei dem das anfallende CO2 mittels CCS unter den Teppich gekehrt wird, ist sogar noch klimaschädlicher, als wenn man das Erdgas direkt verwenden würde. Die benötigte Menge an Erdgas steigt dabei um ca. 40%, die nicht vermeidbaren Leckagen von Methan bei der Förderung und dem Transport ergeben durch die hohe Klimawirkung von Methan eine Mehrbelastung.

Lediglich bilanziell würde Deutschland damit besser dastehen, da der lokale CO2-Ausstoß gesenkt würde. Die Emissionen fallen außerhalb der Deutschen CO2-Bilanz an. Dem Klima hilft das nicht, der Versorgungssicherheit auch nicht und teurer wird es auch noch.

Hier können große, dezentral verteilte Batteriespeicher eine Schlüsselrolle übernehmen – sowohl zum Ausgleich von Schwankungen in der Energieproduktion als auch zur Stabilisierung der Netzfrequenz. Wegweisende Projekte wie die Victorian Big Battery – Australiens größter Batterie-Energiespeicher mit 300 Megawatt Leistung – oder die Batteriesysteme in Kalifornien mit mehreren Gigawattstunden Kapazität, haben sich bereits bewährt. Diese Lösungen ermöglichen einen flexibleren und stabileren Netzbetrieb, erhöhen die Versorgungssicherheit und helfen beim Übergang zu erneuerbaren Energien. Eine solche dezentrale Netzarchitektur mit verteilten Batterie-Großspeichern hat sich als umsetzbar und kosteneffizient erwiesen. Die Bundesregierung ignoriert diese Fakten jedoch und verharrt in alten zentralistischen Denkmustern.

Stattdessen wird Geld für Projektruinen wie CO2-Endlager, LNG-Terminals und gigantische Stromtrassen verschwendet – das Geld wäre bei Investitionen in effiziente Energiespeicher deutlich besser angelegt.

Energiewende richtig machen

Wir fordern, ideologische Scheuklappen abzulegen und die Energiewende zügig umzusetzen, was die Kosten für Verbraucher einfrieren und sogar schnell senken würde und uns allen Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit garantiert. Immer wieder haben wir die richtigen Vorgehensweisen beschrieben, sowohl in unserem Bundestagsprogramm als auch in unseren Europawahlprogramm, das wir sogar mit den anderen europäischen Piraten gemeinsam beschlossen haben.

Die Fakten zeigen klar: Erneuerbare Energien können schon heute den stetigen Energiebedarf zu konkurrenzfähigen Preisen decken. Batteriespeicher können kurzfristige Schwankungen ausgleichen und einige wenige groß dimensionierte Backup-Kraftwerke, etwa auf Basis von Biogas, könnten die seltenen Dunkelflauten überbrücken. Deutschland hat alle technischen Voraussetzungen für eine reibungslos umsetzbare Energiewende, es scheitert momentan an ideologischen Scheuklappen und Lobbyisten, die Erfolg haben bei Entscheidern die falschen Narrativen folgen.

Dieser klare Weg wird allerdings von den Grünen nicht beschritten. Stattdessen vergeuden sie zig Milliarden Steuergelder für untaugliche Technologien wie Wasserstoff, wecken in der Bevölkerung falsche Erwartungen und hintertreiben so den eigentlichen Transformationsprozess. Die Grünen richten in ihrer aktuellen Verfassung mehr Schaden für die Energiewende an, als dies die ideologischen Gegenspieler je könnten.

Weitere Informationen zur Energiepolitik der Piratenpartei gibt es hier,
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